Madeira, März 2011

Madeira 2011 Wir uns haben für diesen Frühling eine Reise nach Madeira vorgenommen.

Da die Insel klein genug ist, um alle Ausflüge von einem Standort aus zu machen, haben wir nur ein einziges Hotel gebucht. Damit konnte ich nun auch einmal ohne Hilfe eines Reisebüros Flug und Mietwagen online, und das Hotel direkt buchen.

Im März herrscht auf Madeira vorwiegend wechselhaftes Wetter, d.h. alle drei bis vier Stunden kanns von Sonne nach Regenschauer wechseln. Outdoor-Bekleidung ist also Pflicht, ebenso eine grosse Portion Respekt vor den bei Nässe sehr rutschigen Wanderwegen.

Der Jahreszeit wegen haben wir ein Hotel an der Südküste gewählt, und uns beider Wahl von den Bewertungen bei holidaycheck.de leiten lassen (dies war hier eine gute Beratung: Sporthotel Galosol in Caniço do Baixo). Auch ist leider die Natur um diese Zeit noch mehrheitlich im Winterschlaf, nur wenige Blumen blühen bereits. Offenbar beginnt erst Mitte April alles zu blühen, so dass ein nächster Besuch im Mai stattfinden wird. Leider habe ich pünktlich zum Ferienbeginn ein Poblem mit einem Fuss und kann kaum gehen – an Wandern ist zunächst nicht zu denken, dennoch starten wir unverdrosssen südwärts.

 

Samstag, 5.3.2011 - Anreise

Unspektakuläre Reise – per Bahn zum Flughafen, Flug mit TAP nach Lissabon (2.5h), umsteigen, weiter nach Madeira Santa Cruz Airport (1.5h). Mietwagen suchen, und Ankunft in Caniço im Hotel gegen halb acht Uhr abends.

Sonntag, 6.3.2011 – Erkundungen im Osten

Unser National Geographic Führer empfiehlt, jeden der vier 'Teile' der Insel an je einem Tag per Auto abzuklappern, um einen Eindruck zu gewinnen, wo man sich was im Detail ansehen möchte. Der Tag beginnt etwas feucht, darum lassen wir uns Zeit mit Frühstück, bevor es in den östlichen Teil der Insel geht.

 

 

Ponta de São LourençoPonta de São Lourenço

Pico do Arieiro und Pico da Ruivo

Montag, 7.3.2011 – Erkundungen im zentralen Bergland

Dasselbe Wetter wie gestern, aber es klart den Tag über mehr und mehr auf. Heute geht es nordwärts über die östliche Bergstrasse vorbei an den Gipfeln Pico do Arieiro und Pico da Ruivo, über Ribeiro do Frio und Faial bis nach Santana. Zurück nochmal über dieselbe schmale Bergstrasse.

Als Fahrer muss man sich mächtig konzentrieren, hinter jeder der engen und unübersichtlichen Kurven könnte ein geparktes Auto, ein entgegenkommender Monsterbus voller Touristen oder ein einheimischer SEAT Leon Turbo Fahrer lauern.

Anhalten und Parken mitten auf der Strasse ist hier übrigens gang und gäbe, das ist das erste was ich mir sehr schnell merke: Fotomotiv entdeckt? Vollbremsung, Motor aus, Stativ raus, sorgfältig Position suchen, fotografieren, noch ein Bild, vielleicht noch eins.
Keiner hupt, alle fahren selbstverständlich einfach um unser stehendes Hindernis rum. Geht doch. Aber entsprechend vorsichtig muss man selbst fahren.

Dienstag, 8.3.2011 - Rund um Caniço

Das Wetter wird trockener, bereits der Morgen sieht sonnig aus. Wir statten zunächst dem Nachbardorf Garajau einen Besuch ab. 'Dorf' ist eigentlich kein wirklich treffender Ausdruck, das ganze ist ein gesichts- und stillos komplett überbautes Stück Südküste. Oberhalb der hohen Klippe thront eine Christusstatue, gleiches Strickmuster wie jene in Rio de Janeiro, offenbar liebt man hier grosse Gesten.

Eine winzige Seilbahn führt von hier steil hinunter zum Strand. In und auf der Trockenmauer um die Seilbahnstation sonnen sich hunderte von jungen Madeira-Mauereidechsen.

Dann fahren wir nach Camacha, dem Standort einer Korbwarenfabrik und einer Töpferei. Korbwaren aus geschälten Weidenruten werden von Hand in allen erdenklichen Formen und Grössen geflochten, von der kleinsten Obstschale bis zur mehrteiligen Gartensitzmöbel-Garnitur.

Danach geht’s wegen der schönen Beleuchtung am Abend nochmal zum östlichen Kap bei Ponta de São Lourenço für ein paar Fotos. Danach ist Blue Hour in der Pool-Bar im Hotel angesagt.

Madeira-Mauereidechse

Madeira-Mauereidechse

Blick auf Porto Moniz

oberhalb Porto Moniz

Mittwoch, 9.3.2011 – Erkundungen im Westen

Wieder ein sonniger Morgen, wir beschäftigen uns noch eine Zeitlang damit, Informationen aus unseren diversen Reiseführern auf unsere Madeira Trail-Map zu übertragen. Dann legen wir uns auf die Route über das feuchte Hochplateau Pául da Serra nach Westen, nach Porto Moniz, fest. Unterwegs sollte man die Startpunkte für zwei Wanderungen die wir uns gemerkt haben rekognoszieren können.

Die Fahrt geht zunächst westwärts über die Autobahn nach Funchal und Ribeira Brava, dann nach Norden zum Encumeada-Pass. Mit seinen gut 1000 Metern über Meereshöhe liegt er heute schön in der Sonne. Weiter geht’s westwärts und bergauf in Richtung der Pául da Serra (pául heisst ´Sumpf'). Das Plateau liegt auf ca. 1400 bis 1500 Metern Höhe, und genau dieser Umstand ist es, der das gesamte Plateau ab etwa 1300 Metern in ausregnende Wolken hüllt. Von den umliegenden Berggipfeln ist so natürlich nicht viel zu sehen, genauso wenig wie von der versprochenen Schönheit der Hochebene. Weiter nach Westen, bald gehts wieder bergab, und bei Fanal sind wir wieder unterhalb der Wolkenbasis und können die magische Landschaft geniessen. Der folgende Abstieg zur Nordküste bei Ribeira da Janela ist sowas von spektakulär, dass ich den unbedingt nochmal fahren will (schliesslich wartet ja noch die spektakuläre Nordküstenstrasse zwischen Porto Moniz und São Vincente auf unsern Besuch, da könnte man auch auf dieser Route 'einsteigen').

Für die Rückfahrt wählen wir die alte Küstenstrasse entlang der West- und der Südküste. Ganz im Westen, In Anchada do Pinheiro, werfen wir einen Blick auf den Teleférico zur Quebrada Nova, welcher die am Meer unten gelegenen Felder mit der Klippe verbindet. Nicht für Touristen gebaut, sondern für die Bauern der Gegend. Daher auch nur in Betrieb, wenn die Bauern ihn brauchen, leider. Auch den Leuchtturm von Ponta do Parga sehen wir uns noch kurz an, hier sind aber die anwesenden verwilderten Katzen wesentlich attraktiver als der Leuchtturm.

Die weitere Fahrt entlang der Südküste bietet unzählige spektakuläre Ausblicke auf enge Täler und Küstenorte hoch oben auf der Klippe und am Hang. Auch hier wirkt das ganze bereits stark überbaut, aber wir werden nochmal genauer hinschauen müssen. Bei Calheta hab ich genug von der Kurverei, und nehme die Autobahn bis nachhause.

Donnerstag, 10.3.2011 – Nördliche Küstenstrasse

Wieder ein sonniger Morgen, darum fahren wir über den Encumeada-Pass nach Norden, nach São Vincente, und von da nach Osten bis Santana. Von hier nehmen wir die Express-Strasse für den Heimweg nach Caniço.

Leider entwickelt sich das Wetter während dem Tag nicht wie gewünscht, bereits der Encumeada-Pass liegt in Wolken, und im weiteren Verlauf des Nachmittags wird die Wolkenbasis immer tiefer und die Wolken breiten sich nach Norden hin aus, bis praktisch nur noch der Küstenbereich ausserhalb von Wolken ist. In Caniço, im Süden, war der Tag dagegen vorwiegend sonnig. Microklima eben.

Trotzdem braucht die schmale Strasse zwischen Säo Vincente und Santana den guten Teil des Nachmittags. Entlang der Steilküste zwischen Säo Vincente und Ponta Delgada gibt’s nur Platz für ein Fahrzeug, und dazu einige Ausweichstellen. Entsprechend vorausschauende Fahrweise ist unumgänglich. Trotzdem muss man an vielen Stellen einen Fotohalt einlegen, die Küste sieht einfach zu sensationell aus. In Santana suchen wir noch den versteckten Teleférico in Quebrada Grande, welcher die am Meer unten gelegenen Felder und Gärten mit dem Ort auf der Klippe verbindet. Leider ausser Betrieb – wegen Wartung; natürlich ist niemand an der Arbeit zu sehen.

auf der nördlichen Küstenstrasse

Blick in den Curral das Freiras

Freitag, 11.3.2011 – Dauerregen

Offenbar hat sich ein neuer Tiefdruckwirbel über dem Atlantik aufgebaut, und darum regnet es die ganze Nacht und den Tag über heftig. Grund genug für einen Stubenhockertag, mit viel lesen und etwas Tagebuch schreiben, und gelegentlich kurz auftretende Regenbogen fotografieren.

Samstag, 12.3.2011 – Nördliche Küstenstrasse

Wieder trockeneres Wetter heute. Wir versuchen zunächst, den Talkessel von Curral das Freiras (Nonnenstall) zu erreichen. Obwohl Samstag und damit Bettenwechsel ist, sind Dutzende von Touri-Bussen auf der schmalen Bergstrasse zur Eira do Serrado oberhalb des Talkessels unterwegs. Von hier führt ein 2km langer Wanderweg nach Curral das Freiras hinunter, allerdings mit 500 Metern Höhenunterschied – als Wanderwegfür mich eher ein No-Go. Nebel beginnt sich auf der Höhe von Eira do Serrado auszubreiten, wir beschliessen, zur Nordküste zu fahren, um das Stück zwischen Säo Vincente und Porto Moniz anzusehen. Leider ist die Gegend da auch schon im Schatten,so dass wir schliesslich über die Pául da Serra zur Südküste bei Prazeres fahren,wo wir dann erwartungsgemäss wieder Sonne geniessen können. Weiter sehen wir uns noch den Verlauf der Küstenstrasse Richtung Funchal an, und sehen dabei einges, was wir noch genauer unter die Lupe nehmen wollen.

Sonntag, 13.3.2011 – Levada Nova

Dann kurzer Bummel durch das sonntägliche Ribeira Brava, wo scheinbar alle auf den Beinen waren, um an einem Radio Festival auf dem Kirchplatz teilzuhaben. Das muss man sich nun wirklich bildlich vorstellen, um es zu glauben: auf dem Kirchplatz ist die Bühne der Radioshow aufgebaut und in vollem Betrieb. Der Kirchplatz ist voll von Leuten mit Oma, Kind und Kegel. Es ist laut, wie so'n Lokalradio halt ist. Aus dem Kirchenportal tritt eine Beerdigungs-Gesellschaft, mit vier Sargträgern, vielen Trauernden dahinter, und prozessiert mitten durch das Partyvolk Richtung Friedhof. Die meisten schweigen betreten, sogar das Radio schweigt für eine angemessene Zeit. Und ich traue meinen Augen nicht, und schweige auch ... andere Sitten.

Dann machen wir eine kleine Wanderung an der Levada Nova entlang, hoch über dem Tal von Ribeira Brava. Trotz des am Nachmittag üblichen Regens bleiben wir weitgehend verschont von Wasser von oben. Von unten kommt dafür reichlich Wasser und Dreck, vor allem in einem Tunnel der Levada – erstmals kommt so richtiges Wander-Feeling auf. Levada Nova verläuft ohne merklichen Höhenunterschied, hoch oben an einem Tal mit sehr steilen, manchmal gefühlt senkrechten Talwänden. Trotzdem ist der etwa 50cm breite Betonstreifen, auf dem man gehen muss, wirklich alles, was zwischen Levada und dem Abgrund vorhanden ist. Sicherungen gibt es keine. Meiner Meinung nach ist der Weg saugefährlich, so simpel und easy er auch ausschaut.

Zum Schluss auf dem Heimweg machen wir noch einen kurzen Stopp auf dem Cabo Girao, der höchsten Steilküste der Insel. Natürlich sind wir nicht die einzigen da, schön ist die Aussicht dennoch.

die Levada Nova führt sogar durch einen Tunnel

der Schräglift zur Fajã dos Padres

die Schnapsbrennerei in Porto da Cruz

Montag, 14.3.2011 – Schnee

Über Nacht ist in den Bergen Schnee gefallen, das merken wir zunächst an der gesperrten Strasse nach Ribeiro Frio, später im überlangen Kommentar zum Wetter im Telejornal des RTP Fernsehen. Sind wir doch wirklich die paar tausend Kilometer nach Süden geflogen, um hier im Schnee herumzustapfen. Zumindest haben ich jetzt auch noch eine grosse Portion Respekt vor den bei Nässe sehr rutschigen Bergstrassen, und vor den bei Mietwagen offenbar notorisch abgefahrenen Vorderreifen.

Die Wolkenbasis liegt wie oft schon bei etwa 900 Metern, und feuchte Luft und die thermische Aktivität über dem Küstenbereich ist nicht zu Übersehen (Möven, Falken und Bussarde segeln in den Thermiken). Also wird es den Tag über immer wieder heftig regnen. Ausweg ist, im Süden an der Küste unten zu bleiben. Wir besuchen die Plantage in Fajã dos Padres, erreichbar von oben nur über den nahezu senkrechten Elevador welcher sich mit gemütlichen 1 m/s nach unten bewegt. Zum Glück ist die Hälfte des Bodens aus Glas, so hat man auch was von dem Abstieg, nämlich ein recht mulmiges Gefühl angesichts des doch etwas schmalbrüstigen Elektromotors im Maschinenhäuschen, und der doch imposanten Höhendifferenz von 250 Metern. Aber ein wunderbares Plätzchen hier unten am Meer, so richtig zum Verbringen eines Schneetags. Und ein Restaurant mit schöner Bar gibt's auch. Zudem wird hier eine ganze üppige Palette von Früchten angebaut, wie mir ein sehr freundlicher aber nur portugiesisch sprechender Anbaufachmann da unten erklärt hat. Zum Glück hab ich etwas Erfahrung mit Gegenden wo man kein Wort versteht, und alles fotografiert, so dass man nachrecherchieren kann.

Dienstag, 15.3.2010 – Mehr Schnee

Nordwindlage, immer noch, vorhergesagt bis Mittwoch. Wir erwarten darum klares Wetter im Nordosten der Insel und fahren zunächst nach Porto da Cruz um uns da mal im Detail umzusehen. Anschliessend sehen wir uns den Madeira Themen-Park an, wo viel von der Geschichte und der Wirtschaft der Insel in amüsanter und doch informativer Weise dargestellt ist.
Auf dem Heimweg sehen wir uns dann noch das Zentrum von Santa Cruz an. Der Ort liegt keine 300m vom Ende der Startbahn des Flughafens von Madeira.
Trotzdem ist die Uferpromenade die schönste der ganzen Insel.

Mittwoch, 16.3.2010 – Calheta und Funchal

Heute besuchen wir die Rum-Brennerei in Calheta (Enghenos de Calheta), weil dort noch historische Maschinen stehen.

Leider haben wir zuwenig Zeit für eine ausgedehnte detaillierte Degustation, das wird wohl bis zur nächsten Reise warten müssen.
Dennoch gibt's hier eine sehr interessante Sammlung von antiken Anlagen, vom gemauerten Heizkesselhaus bis zum kleinen Hilfs-Dampfmaschinchen oder simplen 2-Zylinder-Dampf-Wasserpumpen.

Am Nachmittag nehmen wir den Bus von Canico nach Funchal für einen ersten Stadtbummel in der Hauptstadt. Im Vergleich zur Fahrt mit dem Mietwagen dauert die Busfahrt ewig, weil die Route im Zickzack durch Caniço, Garajau und die östlichen Bezirke von Funchal führt.

Dampfmaschine in der Brennerei von Calheta

alte Jahrgänge von Blandy Madeira Weinen

Donnerstag, 17.3.2010 – Funchal

Am Morgen nehmen wir wieder den Bus von Caniço nach Funchal für den Besuch des Madeira Story Center und dem Casa de la Luz, dem Elektrizitätsmuseum.
Das Story Center bietet eine unterhaltsame Einführung in die Geschichte der Besiedelung von Madeira und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Aktivitäten.
Das Story Center und der Themenpark in Santana ergänzen sich bezüglich der Ausstellungen sehr gut, es lohnt durchaus, beide zu besuchen.

Weil ich mich früher mit dem Thema intensiver beschäftigt habe, besuchen wir auch das Elektrizitätsmuseum. Es enthält einiges an interessanten Exponaten zur Entwicklung der Versorgung der Insel mit Strom, was man am Beispiel einer kleinen Insel besser darstellen kan als in einem grösseren Land.

Dann gings noch zu einer kurzen Führung und Degustation zu Blandy's, einem der Hersteller von Madeira-Weinen.

Das wars dann auch schon hier, morgen gehts leider bereits wieder heimzu.

 


letzte Aenderung: 15.11.2011